Die Bildhauerei

 

Wappen und Zunftzeichen, Reliefs und Skulpturen

Steinbildhauer Frank Döhler 

 

Die Bildhauerei im Allgemeinen

(oder das "Lapidarium")

Die Steinmetz- und Steinbildhauerkunst ist zwar nicht das älteste Gewerbe der Welt - aber fast. Genaugenommen können wir das Herstellen der ersten Faustkeile als den Beginn der Steinbildhauerei nehmen.

Wie beim "ältesten Gewerbe der Welt", haben sich die Werkzeuge seit tausenden Jahren kaum verändert und ebenso wie damals, braucht es hier und heute noch Gefühl, Liebe, Verstand und Wissen.

Bildhauer Frank Döhler, Das Relief der Französischen Lilie in der Entstehung

Das Relief der französischen Lilie in der Entstehung

Aus Sandstein, Marmor oder Granit wurden und werden die fantastischsten Dinge hergestellt.

Diese Zeugen der Zeit begegnen uns auf Schritt und Tritt.

 

Kleine Einsteiger-Gesteinskunde gefällig?

Sandstein ist, ganz vereinfacht gesagt, eine Verkittung von Sandkörnern (Quarz) durch Druck und viel, viel Zeit.

Granit ist erstarrte Gesteinsschmelze, ein Tiefengestein. Hart und kristallin.

Kalkstein ist aus zusammengepreßten organischen Ablagerungen entstanden, ist also unser Aller Zukunft.

Marmor ist durch Druck und Temperatur umgewandelter Kalkstein und ein sehr komplexes Thema.

Unter der Bezeichnung "Marmor" wird gelegentlich in einigen Ländern (auch Europas) Granit und/oder Kalkstein verstanden.

Eine globale Regelung zu besseren Verständnis gibt es nicht. Wirtschaftliche Interessen und Traditionen laufen hier gegeneinander.

 

Auch Naturstein braucht Zuwendung

Durch Witterungseinflüsse, Baufehler, mechanische Beschädigungen und durch jahrhundertealten,

den Stein sprengenden Rost der Halteanker, ist der Bildhauer und Steinrestaurator oftmals der

Retter in der Not - vorausgesetzt die finanziellen Mittel für eine Restaurierung werden bewilligt.

Schadensbild durch Rost der Halteanker  

Schadensbild einer Epitaph-Konsole aus der Klosterkirche in Ribnitz-Damgarten

 

Im Ergebnis derartiger Schäden mußte hier das gesamte, fast 7 Meter hohe Sandstein-Epitaph in der Klosterkirche zu Ribnitz-Damgarten komplett

demontiert werden. Die Einzelteile mußten restauriert, bzw. neu gefertigt werden.

 Bildhauer Frank Döhler, Epitaph der Klosterkirche Ribnitz-Damgarten

Epitaph der "Ursula von Mecklenburg", Klosterkirche Ribnitz-Damgarten

 

Das war Arbeit für beinahe zwei Jahre und dazu hochspannend.

Eigentlich ist die Restaurierung des Epitaphes eine eigene Website wert.

Dieses Epitaph wurde 1590 von dem Bildhauer Philipp Brandin geschaffen.

Aus dessen Händen ist übrigens auch die "Wasserkunst" in Wismar.

Für Interessierte gibt es nähere Informationen zu diesem Epitaph hier.

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Auch die Neuanfertigung der Figurengruppe oberhalb des Portals des Wismarer "Fürstenhofes"

war ein Highlight. Hier wurden die alten, verwitterten Figuren kopiert.

Links: David und Goliath. Rechts: Samson und Delila.

 

 Bildhauer Frank Döhler, Figurengruppe aus Sandstein über dem Portal des Wismarer Fürstenhofes

Portal des Wismarer Fürstenhofes mit der neu geschaffenen Figurengruppe  

  


Hier das Original und die Kopie der Delila.

 Bildhauer Frank Döhler, Kopie und Original der Delila

Delila, die Kopie und das Original. 

 

Hat man die Figuren vor sich, erscheinen die Proportionen oftmals verschoben, sie stimmen erst, wenn man sie von unten anschaut. Die optische Verkürzung und Streckung der Körper wurde also damals schon beachtet und umgesetzt, ohne Computer.

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Reliefs

Reliefs sind eine interessante Sache, da man auf meist wenigen Millimetern Höhenunterschied einen plastischen (und reellen) Eindruck vermitteln muß.

Bildhauer Frank Döhler, Relief Schäferhund von der Seite         Bildhauer Frank Döhler, Arbeit am Wappen von Nordwestmecklenburg

Relief Schäferhundkopf                                                                             Hier entsteht gerade das Wappen von Nordwestmecklenburg (Foto: Anne Meyer)

Wir unterscheiden zwischen Flach- Halb- und Hochrelief,  je nachdem, wieweit das Motiv aus dem Stein "herausspringt". Eine andere Form ist das Hohlrelief, oder auch versenktes Relief. Hier ist das Motiv gegenüber dem Grund versenkt. Das war in der altägyptischen Kunst gebräuchlich und ist, glaube ich, nie spürbar in unsere Regionen vorgedrungen.

Meine Replik des Echnaton, Hohlrelief

Meine Replik des "Echnaton", Hohlrelief

Hat man ein Relief an der Wand, kann man eine interessante Beobachtung machen. Im Verlauf eines Tages ändern sich permanent die Lichtverhältnisse und damit der Schattenwurf des Reliefs. Es werden immer andere Partien ausgeleuchtet und beschattet. Eigentlich haben Sie immer ein "anderes" Bild.

Ein kleiner Junge sagte einmal auf einem Kunstmarkt, als er ein Relief von mir anschaute, "Guck mal Papa, ein 3D-Bild!" Da kräuseln sich mir zwar etwas die Nackenhaare, aber Recht hat er!

 

 

Skulptur

Bei der Skulptur ist alles ganz anders. Sie ist ja ein "Rings-herum-Ding". Die Ausgangsbasis ist ein "Block" Material und meist ein Modell, z. B. aus Gips oder Ton.

Man mißt und "ersieht" die außenliegenden Punkte und verbindet sie mit einer Geraden, indem man das überschüssige Material dazwischen abträgt. Stellen Sie sich vor, Sie würden über eine fertige Figur straff Stoff spannen. So sieht der Block nach den ersten Arbeitsgängen aus.

Von den groben Eckpunkten geht es dann Stück für Stück und manchmal Woche für Woche ins Detail. Ganz einfach, oder?

Für Interessenten: Bei der Skulptur wird Material abgetragen, bei der Plastik wird Material aufgebaut.

 

Das Anfertigen von Kopien

Auf dem Gebiet der Restaurierung müssen mitunter Figuren neu gefertigt werden. Die verwitterte Figur kommt also eines Tages in die Werkstatt.

Im Idealfall hat sie alte Fotos oder Stiche aus ihrer Jugendzeit im Gepäck, woraus ersichtlich ist, wie sie einmal aussah.

In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege werden dann die verwitterten oder fehlenden Stellen mit z. B. Gips ergänzt. Nickt die Denkmalpflege das Ergebnis ab, geht es los.

An der obersten Stelle der "Alten" und an zwei Weiteren unten, entstehen Aufhängepunkte für die Punktiermaschine. Das ist ein wildes Gestänge aus Stäben und Gelenken.

Das Herzstück der "Maschine" ist die Nadel, mit der man dann jeden beliebigen Punkt der Figur erreichen kann, um ihn auf die "Neue" zu übertragen.

Man arbeitet unter der Nadel den Stein ab, bis der Punkt sitzt. Ist man fertig, hat man "punktiert". Die Figur sieht nun etwas seltsam aus, lauter Pfannen mit einem Punkt in der Mitte. Der Punkt kennzeichnet 1 mm über der eigentlichen Oberfläche. Nun werden die Punkte sinnig verbunden und dann ist die Figur fertig.

Dann schaut man auf die Uhr und es sind Monate und manchmal Jahre vergangen und die grauen Haaare sind nicht nur vom Staub. . .

Es erfolgt die Abnahme und der Abtransport mit einem Kloß im Hals und einer Träne im Knopfloch. Ja, man baut zu so einer Arbeit eine Beziehung auf.

Die "alte" Figur, also das Original, wird mit den Gipsergänzungen eingelagert, für den Fall, daß wieder einmal eine Neuanfertigung erforderlich ist.

 

 

Bei allen Fragen zur Bildhauerei oder zu dieser Seite bin ich Ihnen gerne behilflich.

 

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Eigentlich ist die Bildhauer- und Steinmetzkunst ganz einfach.

Was man möchte, steckt ja bereits im Stein. Es muß nur noch alles abgeschlagen werden, was zuviel ist . . .

 

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Bildhauerarbeiten aus eigener Werkstatt von

Steinbildhauer Frank Döhler, OT Madsow 1, 23974 Neuburg, Tel.: 03 84 26 - 2 10 83

 

 

 

 

 

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